Auf diesem Bild ist die alte Meierei noch mit der Rampe abgebildet. Die Landwirte sind hier rückwärts an diese Rampe gefahren um ihre Milch, in kleinen 20 l -Kannen abzuliefern. Diese Kannen wurden von der Rampe dann in die Meierei getragen und dort ein einen Füllbehälter mit Waage gegossen. Es wurde von jeder Lieferung eine Probe gezogen und danach aus dem Füllbehälter abgelassen zur weiteren Verarbeitung. In unserer Meierei wurden Butter, Sahne, Buttermilch und Magermilch hergestellt. Die Butter wurde in 1 Kg Paketen hergestellt. Die Sahne konnte noch "lose" in der 1l-Milchkanne oder anderen Gefäßen in der Meierei geholt werden.
1984:
Nachdem bereits einige Landwirte aus der Genossenschaft ausgetreten waren und Verträge mit anderen Meierei-Genossenschaften abgeschlossen hatten deutete sich eine Veränderung bereits an.Bei den anderen Meiereien wurde ein besserer Milchpreis bezahlt wie in der eigenen Genossenschaftsmeierei.
Nach langen Beratungen wurde die eigene Meierei-Genossenschaft in Bark aufgelöst.
Die Landwirte lieferten ihre Milch danach an die MZBL- Meierei Zentrale Bornhöved-Leezen,die es mittlerweile auch nicht mehr gibt.
Aus der MZBL ist die Lactroprot geworden.Hier wird nun Käse hergestellt.
Ein Teil der Landwirte lieferte an die Meierei Schmalfeld.
Allerdings mußten die Landwirte ihre Milch nicht mehr selbst zu Meierei bringen sondern diese wurde mit Tanklastzügen der Meierei vom Hof der Landwirte abgeholt.
Auf den Bildern ist nun dieser denkwürdige Tag der letzten Milchannahme in Bark festgehalten worden.
Auf diesem Foto ist die Milchwaage sehr schön zu erkennen.
In diese Waage wurde die angelieferte Milch gegossen und die Menge festgestellt.Ferner wurde gleich eine Probe gezogen um die Milch auf Keimfreiheit und Verunreinigungen zu kontrollieren.
Am Monatsende wurde der Saldo gezogen und die Landwirte erhielten für Ihre Lieferung das entsprechende Entgelt.
Von der Endsumme wurden dann ggf. Beiträge für Butter, Sahne und Magermilch,die von den Landwirten bezogen worden sind, abgezogen.
Der Milchpreis setzte sich zusammen aus der Menge + Fettgehalt ( minus Verunreinigungen, wenn vorhanden).
Auf dieser Aufnahme ist die Buttermaschine zu sehen.
In diese Maschine wurde der Rahm eingefüllt und durch das drehen und Schwenken des Behälters wurde aus dem Rahm dann die Butter.
Sie kenne es ja sicherlich aus der eigenen Küche.Wenn Sie die Schlagsahne zu lange schlagen dann haben Sie keine cremige Schlagsahne mehr sondern die Vorstufe zur Butter.
Die hier abgebildete Buttermaschiene ist allerdings bereits die 2te.
Die erste Buttermaschiene war noch aus Holz gefertigt,später wurde dann die oben abgebildete Buttermaschiene in Dänemark eingekauft.
Nach dem die Milch bei der Meierei abgeliefert worden war mussten die Kannen,Siebe und Melkgeschirre wieder gereinigt werden.
Die Kühe wurden bzw. werden auch heute noch 2x täglich gemolken.
Würden diese Geräte nicht gereinigt werden dann hätten Keime und Milchsäurebakterien leichtes Spiel und würden sich stark vermehren.
Dem Landwirt drohten damit finanzielle Nachteile bzw. Ausfälle,denn diese Milch würde man nicht mehr verwenden können.
Im "günstigsten Fall" wäre die Keimzahl gering und die Milch könnte noch verwendet werden,aber je nach Keimzahl und Verschmutzung gab es Abzüge im Milchpreis.Von jeder Milchlieferung wurde eine Probe in der Meierei genommen.Zusätzlich wurden die Landwirte auch noch in regelmäßigen Abständen vom Milchkontrollverein besucht um Milchproben zu nehmen.
Nach dem Waschen wurden die Kannen dann kopfüber aufgehängt damit das restliche Wasser abtropfen konnte.
So waren die Kannen wieder troken und sauber und für den nächsten Einsatz vorbereitet.
Das "Kannenbuch" :
Jeder Landwirt hatte seine eigene "Kannennummer" also seine Lieferantennummer wie man heute sagen wird.
Diese Nummer war als kleines Messingschild auf jede 20 l Milchkanne fest vernietet.
Zu Spitzenzeit gab es ca 56 Kannnennummern,also 56 liefernde Landwirte.
In diesem Büchlein wurden die täglichen Liefermengen eingetragen.
Etwa 50% der gelieferten Menge an Vollmilch "mussten" die Landwirte wieder als Magermilch abnehmen da sie nicht mehr weiter in der Meierei verwendet werden konnte.
Für die Produktion von Sahne und Butter wird der Rahm von der Vollmilch abgeschöpft, was übrig bleibt ist dann die Magermilch ( Milch mit einem sehr geringen Fettanteil).
Diese Magermilch wurde dann wieder an die Kälber verfüttert.
Neben Magermilch, haben die Landwirte auch Butter und Sahne für den eigenen Verbrauch von der Meierei bezogen.
Alll dies wurde ebenfalls im Kannenbuch notiert.
Am Monatsende bekam der Landwirt dann sein Milchgeld für die gelieferte Milch abzüglich der Magermilch, Butter und Sahne für den Eigenverbrauch.
Die Abrechnung:
Ich habe auch noch eine alte Milchabrechnung aus dem Jahr 1972 gefunden.
1972 gab es für die Landwirte einen durchschnittlichen Milchpreis von 39 Pfennig ( 0,39 DM ), das entspräche heute etwa 20 ct für den Liter Milch.
Da der Landwirt auch noch ca 50% der Liefermenge als Magermilch wieder abnehmen mußte reduzierte sich die Vergütung noch einmal um 8 Pfg. je Liter Frischmilch.
Das war aber noch nicht alles,weiter Abzüge gab es
- beim unterschreiten der durchschnittlichen Fettmenge in der Milch
- Abzug für Güteklasse II oder III also wenn noch irgendwelche "Fremdstoffe / Rückstände" in der Milch waren
Hatte der Landwirt etwa ein Problem beim Filtern der Milch gehabt und es wurden Verunreinigungen in der Milch festgestellt dann gab es dafür eine andere Güteklasse.
Eine Milchprobe wurde von jeder Lieferung gezogen und durch einen Papierfilter gedrückt,gab es es auf dem Filter verfärbungen oder Rückstände so wurde die Güteklasse geändert.
Also wurden im Extremfall von den 39 Pfennig noch einmal 15 Pfennig abgezogen = 24 Pfennig > 12ct je Liter Milch
Ferner wurde die Milch noch auf medizinische Rückstände sowie Keime untersucht.
Diese Proben wurden durch den landwirtschaftlichen Milchkontrollverein direkt auf den Höfen genommen.
Dafür kamen Mitarbeiter des landwirtschaftlichen Milchkontrollvereins regelmäßig und unangemeldet auf die Höfe und holten Proben von der Milch.