Im Januar und im Februar 1979 wurden wir von einer Schneekatastrophe heimgesucht, wie wir sie bisher noch nicht erlebt hatten.
Wir erlebten 2 Wellen dieses Wetterphänomenes. Die erste im Januar verlief für uns noch weitgehend "normal".
Wir hatten zwar etwas mehr Schnee wie gewöhnlich,aber alles noch im Rahmen eines Winters wie wir in damals kannten.
Die zweite Welle hatte es dafür in sich.
Über mehrere Tage Stürmte und Schneite es so,dass wir im Februar dann endgültig eingeschneit sind und von der Außenwelt abgeschnitten waren.Es waren nun keine großen Schneeflocken sondern ganz feine Flocken die durch den Wind zu den riesigen Schneewehen zusammengetragen worden sind.Man kann sich das in etwa wie eine Wanderdüne vorstellen,hier werden ja auch die kleinen Sandkörnchen zu riesigen Sandbergen zusammengetragen.
Es gab kein Durchkommen, alle Straßen waren durch die Schneewehen vollkommen dicht.
Der Schnee lag teilweise Meterhoch und war nicht passierbar.
Die Behörden erließen dann daraufhin ein absolutes Fahrverbot über mehrere Tage. Dies diente zum einen dem Schutz des einzelnen Bürgers und zum anderen wurde die Arbeit derjenigen erleichtert die versuchten diese Katastrophe zu beherrschen ( Ordnung und Sicherheit gewährleisten,Retten und Bergen von Personen usw. ) Beispielhaft seien hier mal genannt:
Rettungsdienste, Feuerwehren, Katastrophenschutz, Bundeswehr, Polizei,und der Energieversorger,wie damals der Schleswag AG.
Die Versorgung bei uns im Ort war noch einigermaßen sichergestellt.
Wir hatten noch unsere eigene Meierei im Dorf sowie zwei Kaufmannsläden ( Ihlow und Drews ).
Das Dorf war noch überwiegende durch Landwirtschaft geprägt so daß es auch an Eiern, Milch, Fleisch und Wurst nicht mangelte.
So lange die Straßen Richtung Todesfelde noch nicht komplett zugeschneit waren konnte man sich dort auch noch beim Schlachter und Bäcker versorgen.Auch in Todesfelde gab es noch eine Meierei und ein Edeka-Laden.
Das größte Glück in diesem Zusammenhang war jedoch das wir während der gesamten Zeit den elektrischen Strom behielten.
Denn ohne Strom funktionieren keine Elektrogeräte mehr,auch die Heizung stellt ihren Betrieb ein , es gibt kein Wasser mehr, da ja auch diese Pumpen nur mit Strom funktionieren.Die Landwirte hätten ihre Kühe nicht mehr mit der Melkmaschine melken können.
Kühe müssen 2x täglich gemolken werden ansonsten haben diese Tiere enorme Schmerzen und es kommt zu Entzündungen usw.
Nun kann man ja sagen,tja dann melkt man eben mit der Hand.Gewiss ist dies praktizierbar,wenn man es kann und wenn es die Kuh verträgt.
Glück hätte dann der Bauer der noch über eine Melkmaschine mit Zapfwellenantrieb verfügt.Diese Geräte wurden im Sommer auf den Wiesen zum Melken verwendet. Hierbei wird mittels einer Zapfwelle vom Schlepper ( Traktor ) eine Pumpe betrieben die wiederum ein einem Kessel ein Vakuum erzeugt. Auch hatten noch viele Häuser einzelnen Öfen und Herde, die mit Holz und Kohle befeuert wurden.So hätte man wohl noch einige warme Räume gehabt und kochen hätte man auch noch können.
Stellen Sie sich mal diese Situation in unserer heutigen Zeit vor.
Ich glaube es würde uns alle wesentlich härter treffen.......
Unsere großartige und technisierte Welt ist heute viel anfälliger geworden !
Überlegen Sie mal selbst ,was alles mit der Elektrizität zusammenhängt ?
Ich zähle nur mal ein paar Dinge auf die mir spontan einfallen....
keine Heizung,
kein Wasser,
kein Licht,
kein Telefon,
kein Internet,
kein Fernsehen,
kein Radio-es sei denn man hat noch ein gutes altes "Kofferradio" mit Batteriebetrieb und auch Batterien ;-),
kein Treibstoff für Autos,Traktoren,Mofas usw.
keine Einkaufsmöglichkeit,
kein Geld,
keine warmen Speisen,
die Gefriertruhen und Schränke würden bei längerer Zeit ohne Strom abtauen ( meistens ist dies der Fall ab 78 Stunden )
keine Toilettenspülung,
Ich halte mal lieber auf bevor es mir kalt den Rücken runterläuft ;-)
Solange der Strom nur ein paar Stunden fehlt ist ja noch alles ok,aber was wenn es sich über Tage,Wochen oder Monate hinzieht ????
Was man aber auch wieder feststellen konnte,war das in Ausnahmesituationen die Menschen wieder mehr zusammenhalten !
So haben die Landwirte mit ihren Treckern und den Frontladern soweit es möglich war den Schnee von den Strassen geräumt.
Später wurde auch noch Katastrophenalarm ausgelöst und jeder hat sich mit Schaufel oder Schneeschieber zur Verfügung gestellt um im Ort den Schnee zu räumen.
Einige Tage später kam dann auch noch die Bundeswehr, von der Kaserne aus Bad Segeberg, mit Panzern ins Dorf um die Strasse
( L78 ) nach Todesfelde zu räumen.
Zum Einsatz kamen damals MTW und Leopard-2 Bergepanzer.
Leider waren diese Gerätschaften nicht für das Schneeräumen geeignet.Die Panzer fuhren auf die Schneewehen und verdichteten den Schnee.
Eine Erleichterung gab es dann später als die ersten Schneefräsen zum Einsatz gekommen sind
In diesem kleinen Video habe ich ein paar Bilder, von diesem Ereignis zusammengefügt .Klicken Sie auf das Bild um das Video zu starten.